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Nach dem Mittagessen, als wir uns von der getanen Arbeit ausruhten, wurden wir durch Hettricks Hund auf den kleinen Fluß hinter dem Anwesen aufmerksam gemacht.
Zwischenzeitlich war auch Atroyan, der suebische Fürst, eingetroffen. Also machten wir uns bei ca. fünf bis sieben Grad Celcius zum Flüsschen auf. Beim Absuchen des Ufers entdeckte ich dicht unter der Wasseroberfläche eine Flaschenpost. Darin war zu lesen, daß eine grausame Waldhexe, mehrere Bewohner Enhusums in ihre Gewalt und ihren Bann gebracht hatte.
Der Finder der Botschaft sollte, so er gewillt war, weiter flußaufwärts gehen und auf weitere Botschaften achten. Da wir gewillt waren zu helfen, beratschlagten wir nun was zu tun war.
Kaum wollten wir die Kelten um Rat fragen, stellten wir mit Schrecken fest, daß sie mitsamt Hund verschwunden waren.
Nach einer kurzen Suche entdeckte Atroyan ein primitives Boot aus Ziegenbälgern, aber keine Kelten. Kurzentschlossen wurde das `Boot` aufgeblasen und überlegt wer sich hineinsetzen sollte. Während ich nun so überlegte, bemerkte ich wie die Blicke der anderen auf mir ruhten. Nach einigem Sträuben entschloß ich mich, heldenmütig und wasserfest wie ich nun einmal bin, in das recht wankende Boot, das im recht nassen und kalten Wasser vor sich hin schaukelte, zu klettern. Mit Stricken befestigt, wurde ich von Atroyan und Ninurta auf der einen Seite und von Burak und Ventor Ignatius auf der anderen Seite, strom-aufwärts gezogen. Ich fischte noch einige andere Mitteilungen aus dem Wasser, die uns immer wieder vor der Hexe warnten und vor ihren Geschöpfen, den Holzzwocks.
Einige Zeit und etliche Nachrichten später, als das Wasser fast meinen gräflichen Hosenboden durchnässte, entschloß ich mich von Bord meines Flaggschiffes zu gehen und nicht damit unter! Mit Atroyan und Ninurta an meiner Seite marschierte ich nun auf eine kleine Insel in der Mitte des Flüsschens zu. Burak und Ventor kamen auf der anderen Seite und sicherten von dort. Auf der Insel trafen wir nun auf einen recht merkwürdigen, vor allem aber ziemlich verrückten Einsiedler.
Dieser bewachte, nach seinen eigenen Angaben nun schon seit einigen hundert Jahren eine kleine Pflanze beim Wachsen. Ständig schrie er uns an, ja nicht darauf zu treten. Doch dann geschah es - er trat selbst drauf.
`Bewach’ ich eben eine andere!`, sagte er mit irrem Kichern. Um von
ihm schließlich Hinweise auf die Waldhexe zu bekommen, mußten
wir erst einen Schlüssel für ihn finden, den ihm eine Elster
gestohlen hatte. Wir fanden ihn und machten ein wahn- und aberwitziges
Ritual mit, bei dem wir so nebenbei erfuhren, daß es vor Jahrhunderten
Drachen in diesem Teil des Landes gab. Da diese jedoch ausstarben, mußten
nun die Hasen das Eierlegen und das Verstecken derselben übernehmen.
Nach einigem Hin und Her bekamen wir schließlich eine Schatzkarte
und die Beschreibung eines Rituals. Beides wies auf die Drachenöde
und den See des Unheils hin.
Einem Hinweis des Wahnsinnigen folgend, wollten wir zu einem ausgetrockneten Kanalsystem, doch plötzlich brach aus dem Unterholz ein Wesen hervor, das ein Holzzwock sein mußte. Grün und braun die Farbe, borkig und verholzt die Haut. Mit Schrecken entdeckten wir, daß das Wesen das Gesicht, des nun nicht mehr roten Rubens hatte. Glücklicherweise bannte der Einsiedler den Holzzwock mit einem Gong und trieb ihn in die umliegenden Wälder.
Endlich brachen wir zum Kanal auf und entdeckten ein gar seltsames Wesen. Auch dieses war grün, doch nicht das Grün des Waldes, sondern das des Wassers. Ein ständiges `Blub, Blub, Blub` kam aus seinem Mund. Er starte zu uns verlangend herauf, ebenso sein Hund (zweifellos ein Wasser- oder Seehund). Doch wir ignorierten ihn erst einmal und gingen weiter auf den Kanal zu. Als dieser unter einer kleinen Brücke verschwand, blickten wir unter diese und entdeckten die uns vertraut erscheinenden Fläschchen, die Heiltränke und Ähnliches verhießen. Doch auch magischer Einfluß war zu spüren. Also gingen wir zurück zur Gestalt mit Hut, um diese um Rat zu fragen.
Er stellte sich uns vor als der Wassernöck! Seit Jahren war er
der Herr des Flüßchens und des Kanals, doch dann trocknete der
Kanal aus und der Wassernöck war buchstäblich darin festgewachsen.
Bevor wir seinen Rat erhielten, forderte er uns jedoch auf, ja Ihr lest
richtig, er forderte, ihm die Füße mit Wasser zu benetzen. Da
fiel Atroyan und mir ein, daß der Wassernöck ja noch für
mindestens ein Jahr Steuern nachzuzahlen hatte, wovon dieser plötzlich
nichts mehr wissen zu schien. Schließlich liesen wir uns aber wieder
einmal `breitschlagen` und wässerten seine Füße. Er erklärte
uns, daß der Tunnel nicht tödlich sei und weihte uns dann noch,
damit wir nicht
in den Bann der Hexe gerieten. Im Tunnel nahm sich dann jeder von uns
einen Trank. Es waren Wunderwasser, Heiltränke und auch ein Elixier
des Lebens. Durch den magischen Einfluß wurden auch unsere Waffen
geweiht, damit sie gegen die Holzzwocks bestehen konnten.
Nur Atroyans Waffe wurde verflucht. Jedesmal wenn er sie in die Hand nimmt, versagt seine Stimme.
Wir machten uns schließlich auf den Weg zu den Drachenöden. Dort angekommen, stellten wir fest, daß die Karte die wir erhalten hatten mit der Gegend übereinstimmte. Die Drachenskelette waren da, ebenfalls die Sandhügel. Und da war da noch das Pentagramm, und darin ein ziemlich grimmig ‘dreinblickender Krieger. Er schien uns zwar zu sehen, doch nicht zu hören. Wir entschieden uns, den Krieger, der nicht mit uns reden wollte, außer acht zu lassen und erst einmal das Wichtigste, nämlich den Schatz, zu heben. Und so suchten wir und gruben, und gruben und suchten. Mit Stöcken und mit den Händen. Wir verglichen die Karte mit der Umgebung, doch hatte die Hexe diese wahrscheinlich verhext, so daß alles gleich aussah. Je mehr und länger wir suchten, deste grimmiger blickte und knurrte, ja er knurrte, der Krieger im Pentagramm.
Dann geschah das Wunder, der Geist des gemeuchelten Polcor i’Sharion erschien und fing an, mit gerunzelter Stirn, uns beim Suchen zu helfen. Doch selbst Geister scheinen Probleme mit verhexten Schätzen zu haben und auch der selige Polcor benötigte einige Zeit, bis er uns die Stelle des Schatzes zeigen konnte. Er lächelte noch einmal freundlich, oder war es vorwurfsvoll?, zu und verschwand dann in die lichten Gefilde des Totenreiches.
Mit glänzenden Auchen konnten wir nun unseren Schatz betrachten, es war ein Drachenei! Als wir es aufbrachen, denn es klapperte verdächtig darin, fielen uns etliche magische Tränke in den Schoß. Da waren Drachenhaut und gar ein Wahrheitstrank. Wir verteilten sie untereinander und machten uns dann an das Problem des Kriegers.
Als wir ihn aus dem Pentagramm befreit hatten, stellten wir mit Schrecken fest, daß er im Laufe der Jahrhunderte verrückt geworden war und uns nach dem Leben trachtete. Nur durch den Staub derVotrien von Xyllt gelang es uns, davon zu kommen. Er mußte an diesem Ort bleiben, bis wir aus seinem Gesichtsfeld verschwunden waren.
Nun machten wir uns alle auf den Weg in die Höhle des Löwen, bzw. in den Wald der Hexe. Allerdings jetzt mit einem ziemlich wütenden Krieger auf den Fersen und im Nacken. An einem Waldweg, den wir entlang gingen, hörten wir den Ruf eines Wald-/Jagdhorns.
Kaum ausgeklungen, brachen zwei Holzzwocks aus dem Gebüsch. Hart war der Kampf aber nicht unbedingt verlustreich. So tapfer wir uns schlugen, die Holzzwocks waren nicht zu besiegen, geschweige denn umzubringen. Als das Horn wieder ertönte, verschwanden die Geschöpfe wieder so schnell, wie sie gekommen waren. Doch kaum waren sie fort, da erschien hinter uns der grimmige Krieger. Da wir ausgelaugt und fix und fertig waren, machten wir jetzt kein federlesen mehr mit ihm. Schnell war das Pulver gezückt, der Krieger bestreut und gelähmt, und schließlich wurde er trotz schwerer Rüstung erschlagen.
Jetzt widmeten wir uns unserem eigentlichen Problem, der Hexe. Daß das Schwert der Angst, welches der Ritter bei sich trug, dabei vergessen wurde, war uns gar nicht bewußt. Wir rückten in den Hexenwald vor und standen der Hexe und vier bis fünf Zwocks gegenüber. Wieder entbrannte ein fürchterlicher Kampf, aber diesmal im Angesicht der Hexe und des Todes. Wir wurden geschlagen und zurückgeworfen. Zerschmetterte Gliedmaßen, Hieb- und Stichwunden waren in Massen vorhanden, aber leider nur bei uns.
Bei mir konnte ich nur ein zerschmettertes Rückgrat feststellen. Doch dann gelang es uns in einem schnellen und entschlossenen Sturmangriff, die Hexe in ein Pentagramm zu legen. Kaum vollbracht, verwandelten sich die Holzzwocks wieder in die Bürger von Enhusum, die uns zwar zujubelten aber nicht im geringsten daran dachten, die Hexe mit uns nach Enhusum zu bringen. So benetzten wir die Hexenfüße mit Wasser, transportierten sie (die Hexe und nicht nur die Füße) samt Pentagramm zum Fluß, setzten sie in `unser` Boot und fuhren sie nach Enhusum.
Dort wartete bereits der Henker!
Er ging seiner Arbeit nach und wir feierten dieses freudige Ereignis und wahrscheinlich auch Polcors Leichenschmaus, mit einem abendlichen Festmahl.
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